Barbara Sigl - Trachtenverein Bairer Winkler
Vorbild sein und Zukunft mitgestalten!
von Barbara Sigl
Mein Name ist Barbara Sigl, ich bin 22 Jahre alt und bin seit sechs Jahren Jugendleiterin des Trachtenvereins Bairer Winkler. Im vergangenen Oktober wurde ich außerdem zur 1. Gaujugendleiterin des Bayerischen Inngau-Trachtenverbands gewählt.
Im Verein aktiv bin ich selbst bereits seit ich als Vorschulkind das erste Mal in die Plattlprobe gehen durfte. Jeden Dienstag war Probe, im Sommer fanden dann an manchen Sonntagen Trachtenfeste statt, bei denen wir aufgetreten sind.
Die Liebe und Leidenschaft, die mich mit Tracht und mit dem Verein verbindet, habe ich wahrscheinlich von meinen Eltern und Großeltern. Mein Großvater hat bereits damals, als im Bairer Winkl mit der Jugendarbeit begonnen wurde, bei der ersten Kindergruppe geholfen und meine Mama war selbst fast 20 Jahre lang aktiv Jugendleiterin. Bei uns ist quasi die ganze Familie ehrenamtlich tätig, sei es in der Kirche, in Vereinen oder auch karitativ. Das ist fast ein bisschen ansteckend.
Meine großen Vorbilder waren dabei neben meiner Familie aber auch immer unsere Jugendleiter, und ich hab mir schon damals gesagt: „Das will ich auch mal machen.“ Vor sieben Jahren hab ich dann tatsächlich in der Jugendarbeit angefangen und seit sechs Jahren bin ich 1. Jugendleiterin bei uns im Trachtenverein.
In einem vollen Festzelt auf der Bühne einen Tanz zu zeigen, kostet vor allem am Anfang echt Überwindung und viel Zeit in der Vorbereitung. Man übt einige Wochen lang für einen Auftritt, fiebert mit den Kindern mit und freut sich, wenn man sieht, wie stolz sie auf sich selber sind. Und immer wieder bemerke ich, wie meine Plattlkinder über sich hinauswachsen, ihr Lampenfieber überwinden, mutig sind oder sich gegenseitig helfen. Und wenn es einem gelingt, dass die Gruppe zueinander passt, dann ist es auch nicht schlimm, wenn mal nicht alles reibungslos klappt. Hauptsache, man hat Spaß dabei und konnte eine schöne Zeit miteinander verbringen!
Wir haben im Verein aktuell um die 80 Kinder und Jugendliche; die jüngsten sind ab etwa drei oder vier Jahre bei Festen beim Umzug dabei. In der Plattlprobe sind dann die Kinder ab 5 bis zu 16 Jahren, danach kommt man in die Aktiven-, also die Erwachsenengruppe. Dabei sind unsere Kinder in drei Kinder- und eine Jugendgruppe aufgeteilt, die wir als Team von zehn Jugendleitern betreuen.
Die Aufgabe von uns Jugendleitern ist es, neben den wöchentlichen Proben, auch mal einen Ausflug zu organisieren, Auftritte zu planen und die Kinder auf das Preisplattln, eine Art Wettkampf mit anderen Vereinen, vorzubereiten. Das sind normalerweise etwa ein bis zwei Stunden pro Woche, im Sommer oder vor besonderen Anlässen auch mal deutlich mehr.
Wir lernen ihnen Tänze, die Diandl lernen das Drehen und die Buam das Plattln. Dabei vermitteln wir neben den Traditionen auch Rhythmusgefühl, Körperwahrnehmung und ganz wichtig: Gemeinschaftssinn. Natürlich sitzt man ab und an auch mal am Schreibtisch, aber nicht zu oft. Jetzt als Gaujugendwartin ist es ein bisschen mehr geworden. Aber in dieser Funktion bin ich quasi die Verbindung zwischen den Dachverbänden, wie zum Beispiel der Bayerischen Trachtenjugend oder dem Bayerischen Jugendring, und den an der Basis arbeitenden Trachtenvereinen. Wir haben so die Möglichkeit, unsere regionaltypischen Interessen auf Verbandsebene zu vertreten und unsere Anliegen einzubringen.
Ich arbeite Vollzeit als Logopädin in einer neurologischen Rehaklinik. Manchmal muss ich also ein bisschen mehr planen, um alles unter einen Hut zu bringen. Das wird dann mitunter schon eine echte Herausforderung, wenn man neben dem eigentlichen Beruf noch so viel Zeit und Energie ins Ehrenamt steckt. Aber ich bin immer wieder davon überzeugt, dass es das auf jeden Fall wert ist!
Einer meiner schönsten Momente zum Beispiel war, als ich von einem Dirndl aus meiner Kindergruppe sogar zu ihrem Geburtstag eingeladen wurde. Ich wusste zwar nicht wirklich, was ich ihr schenken sollte – ich hab dann eine Kleinigkeit für sie gefunden, aber als ich dann bei ihr zuhause war, hatte sie ein richtiges Strahlen in den Augen. In solchen Momenten wird mir immer wieder bewusst, dass man sehr prägend für die Kinder und Jugendlichen ist. Man übernimmt auch eine gewisse Verantwortung. Vier aus meiner ehemaligen Jugendgruppe, die mittlerweile bei den Aktiven, also der Erwachsenengruppe sind, sind jetzt auch in der Jugendarbeit aktiv. Da ist man dann definitiv beeindruckt und ein wenig stolz, wie sehr man Vorbild ist.
Ich wünsche mir für mein Ehrenamt, dass sich immer wieder Leute finden, die sagen: „Des pack i o!“ Die anpacken wollen, weil sie aktiv die Gesellschaft und die Zukunft mitgestalten wollen. Mir macht es sehr viel Spaß, unsere bayrischen Traditionen und Bräuche weiterzugeben – und gleichzeitig Kinder und Jugendliche zu unterstützen und Teil ihres Lebens zu sein.